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Hallo! Viele beschweren sich hier darüber, wie schwer es ist einen Arbeitsplatz zu bekommen. Ich will auch mal sagen wie schwierig es ist, als Deutscher hier zu leben. Zunächst aber ein paar Infos über mich und meine Erfahrungen. Ich bin Deutscher, auch hier aufgewachsen, bin seit 6 Jahren mit einer Kolumbianerin zusammen und hatte auch früher ausländische Freundinnen und auch im meinem Freundeskreis habe ich viele ausländische Freunde. Und ja, Deutsch ist auch für mich als Muttersprachler schwer, wenn man Sprache nur als Mittel zum Zweck sieht. Nur zu meinem Hintergrund. Ich habe zwei Studienabschlüsse (Sozialpädagoge (FH, Abschluss 1999) und Medienwissenschaftler (Universität, Abschluss 2010)). Ich habe während meiner Studienzeiten und in schlechten Zeiten auch als Hochschulabsolvent immer wieder in schlecht bezahlten Jobs arbeiten müssen. Als Lagerarbeiter (Respekt vor den Leuten dort, ist kein einfacher Job), als Logistikhelfer im Eventbereich (Spülküche, Auf- und Abbau, Versorgung von Theken mit Bierfässern, aber auch mal Öltanks schrubben), als LKW-Fahrer bei einem Holzhändler. Alles für ca. 6-8 Euro/h. Wohlgemerkt teilweise mit 2 Studienabschlüssen. Aber wenn Rechnungen bezahlt werden müssen und man noch keinen anderen, besseren Job hat, dann muss das eben sein. Ich arbeite zur Zeit als freiberuflicher (http://de.wikipedia.org/wiki/Freiberufler) Marktforscher und verdiene seit knapp einem Jahr ca. 30-50k Brutto im Jahr. Es kann sehr stark schwanken, je nach Auftragslage. Also Sozialpädagoge wird man für einen Hochschulabsolventen oft schlecht bezahlt. Zwischen 1,5-3k Brutto im Monat. Man muss sehr viel Erfüllung aus den Beruf ziehen, um zufrieden zu sein. Die kirchlichen Arbeitgeber im sozialen Bereich stellen einen oft nur ein, wenn man auch Kirchensteuer zahlt. Das ist in meinem Augen Schutzgelderpressung, aber es wird sich daran in den nächsten Jahren nicht viel ändern. Auch das Arbeitsklima ist oft hart, besonders wenn die Kollegen um ihren Job fürchten. Dann habe ich als festangestellter Sachbearbeiter in einem Ministerium in NRW gearbeitet. 25h/Woche, 950 € Netto. Nach Abzug aller Fixkosten hatte ich damals ca. 50€ im Monat frei verfügbar. Jung, kinderlos, FH-Absolvent, das wird im Öffentlichen Dienst nicht belohnt, egal ob Deutscher oder Ausländer. Für alles was ich machen wollte und wo man mehr verdienen konnte, brauchte ich einen Universitäts-Abschluss. Dann habe ich noch einmal studiert. Noch mal 5 Jahre ohne feste Arbeit, viele Studi-Jobs (ca. 8-10€/h). Ich habe die letzten 3 Jahre als Studi in derselben Firma gearbeitet. Als ich fertig war und bei ihnen anfangen wollte, wurde ich nicht genommen. Obwohl sie mich nach 3 Jahren kannten, und zufrieden mit mir waren. War Ende 2009, Anfang 2010. Da schlug die Krise in der Marktforschung durch. Ich war dann zeitweise selbstständig zusammen mit einem Mitgründer. Das mussten wir nach 18 Monaten aufgeben, seitdem bin ich alleine selbstständig, das klappt und ich fühle mich endlich angekommen. Ich habe als Sozialpädagoge auch zeitweise Berufsberatung gemacht. Wenn jemand schreibt, dass auf 30 Bewerbungen 5 Einladungen kommen, so ist das eine gute Quote. In den letzten 5 Jahren war meine Quote bei ca. 30%, obwohl ich mich nur auf extrem passende Jobs beworben habe (ca. 3 im Monat). Soweit meine persönlichen Erfahrungen. Allgemein würde ich folgendes sagen: - Ausländische Abschlüsse werden leider kaum in Deutschland anerkannt. Dies ist eine Ausgrenzung, ist nicht förderlich für Deutschland und wird hoffentlich nach und nach verändert. - Bewerbungen müssen alle vielfach schreiben, die nicht zu den Top 10% eines Hochschuljahrgangs gehören. 100 Bewerbungen bis zum ersten Job in Deutschland sind normal. 30-50 wenn man wechselt, je nach Beruf. - Fachkräfte werden gesucht aber nur bestimmt Berufe: Ingenieure, Informatiker, Mediziner und bestimmte Facharbeiter (http://www.make-it-in-germany.com/arbeiten/welche-berufe-gefragt-sind/) Auch Altenpfleger (schlecht bezahlt, anstrengend) - Ja, es gibt eine latente Ausländerfeindlichkeit in Deutschland. Etwas so viele wie in jedem Land. Es sind nach meiner Schätzung ca. 10%, die so denken und reden. Und ja, wer besonders anders aussieht, muss vermutlich auch besonders stark darunter leiden. Und es gibt starke regional Unterschiede innerhalb von Deutschland. Im Süden und im Osten ist es schlimmer als sonstwo. Andererseits gibt auch viele, gerade junge Menschen, die sehr international denken, viele ausländische Freunde haben und im Ausland längere Aufenthalte hatten. Es kommt sehr drauf an, welche Community man sich selber sucht. - Es gibt leider noch keine Willkommenskultur in Deutschland, obwohl wir Zuwanderung brauchen. - Wer noch nicht in Deutschland ist, sollte sich erst mit den Papieren und der Sprache genau vertraut machen, sich dann hier einen Job suchen und dann erst einwandern. Alles andere gibt nur Frustration. Soweit der Deutsche hier.
 

Gespeichert von Deutscher37 (nicht überprüft) am So., 23. Juni 2013 - 14:18

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