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Das Buch von Gottschlich habe ich nicht gelesen. Inhaltsverzeichnis kann ich nicht finden. Ein anderes Buch würde ich empfehlen.
Die Ausrottung der Armenier in Türkisch-Armenien und aus dem gesamten Osmanischen Reiche hat bekanntlich im Weltkriege, vornehmlich in den Jahren 1915-18, dann während der Hochflut der nationalistisch-kemalistischen Bewegung, in den Jahren 1920-22 stattgefunden. Was kann uns veranlassen in dem augenblicklichen, krisenschwangeren Zeitpunkt auf dieses ,,inaktuelle“ Thema zurückzugreifen? Etwa der Umstand, dass die kemalistische Regierung in der letzten Zeit durch die systematische Herausdrängung der noch übergebliebenen, ganz wenigen Zehntausende das von Sultan Abdul Hamid begonnene, von den Jungtürken „rationalisierte“ blutige Werk der Ausrottung der erfolgreichen Krönung entgegenführt? Keineswegs. Im Gegenteil! Der dieser Arbeit zugrunde liegende Gedanke ist es, soweit menschenmöglich, die armenische Tragödie durch Selbstüberwindung den Tagesereignissen zu entrücken. Wir wollen inzwischen den bald fünfzehnjährigen Abstand und all das, was seit den Ereignissen, ihre Zusammenhänge klärend, eingetreten ist, wahrnehmen, um den Versuch zu wagen, einem der trauervollsten Kapitel der Weltgeschichte gerecht zu werden. Sofern Türken und Armenier in ihrem rein gegenseitigen Verhältnis in Betracht kommen, kann man das auf beschränktem Raum kaum erreichen. Dieses Thema würde auch nur ganz bestimmte Kreise deutscher Leser interessieren, die ohnehin über den Parteien ihre Meinung besitzen. Etwas anderes ist es, jenes Verhältnis im Zeichen der deutsch-türkischen Freundschaft und Waffenbruderschaft zu betrachten, namentlich wie es zu einer deutsch-armenischen Schicksalsverflechtung im und unmittelbar nach dem Weltkrieg kam, die der räumlichen und geschichtlichen Entfernung der beiden Völker geradezu hohnspricht; wie dadurch die armenische Tragödie ein Kapitel deutscher Geschichte geworden ist und als solches nicht gerade zu den wenig lehrreichen gehört.
Als mein Vater Vahriç Melkonyan im Jahre 1957 mit 28 Jahren nach Oelde auswanderte, hat er durch den Fabrikbesitzer der Ventilatorenfabrik Oelde, Herrn Hupe, hier war mein Vater beschäftigt, die Witwe Frau Magdalene Sinanjan kennengelernt. Der Ehemann der Frau Magdalene Sinanjan war der Zahnarzt Garabed Sinanjan. Er war ein armenisches Waisenkind aus der Türkei. Er wurde bei dem ersten Pogrom an den Armeniern unter dem türkischen Sultan Abdülhamid II 1896 aus der Türkei nach Deutschland gebracht und wuchs in der Familie Morstatt in Bielefeld auf. Nach seinem Studium haben er und die Tochter der Familie Obrock, eine bekannte Familie der Familie Morstatt, geheiratet. Herr Garabed Sinanjan verstarb am 05.06.1953 und die gemeinsame Tochter Margot am 22.09.1957. Da Frau Sinanjan meinen Vater sehr mochte, fühlte sie sich als Mutterersatz meines Vaters in Deutschland. Die Verlobung meiner Eltern wurde in dem Haus Sinanjan gefeiert. Meine Eltern fühlten sich mit Frau Sinanjan sehr verbunden In den sechziger Jahren erhielt mein Vater von Frau Sinanjan mehrere Bücher über Armenier, die in der Türkei gelebt und massakriert wurden. Darunter war dieses kleine Buch Deutschland und die Ausrottung der Armenier in der Türkei, geschrieben von Dr. M. Krischtschian mit handschriftlicher Widmung und persönlichem Brief an die Familie Sinanjan aus dem Jahre 1930. Das Buch war in altdeutscher Schrift geschrieben, eine Schrift die heutzutage nicht so gut zu lesen ist. Auch ich hatte damit meine Schwierigkeiten. Es ist jedoch so interessant, dass ich mich entschlossen habe, das Buch mit meinem Vater zusammen in „heutiger“ Schrift zu veröffentlichen, damit auch andere Personen Zugang zu seinen Erkenntnissen bekommen. Durch diese Auflage „Deutschland und die Ausrottung der Armenier in der Türkei“ soll nicht vergessen werden, dass die in der Türkei, damaliges osmanisches Reich, lebenden Armenier das erste Mal 1894-1896 massakriert wurden. Es soll auch der Völkermord an den Armeniern von 1915-1918 nicht vergessen und jedes Jahr am 24. April daran erinnert werden.