Welche Vorteile und Nachteile hat Fernstudium in Deutschland gegenüber das klassische Studium?
Wie läuft es mit der Anerkennung von Abschlüsse?
Hat man gleiche Chancen beim Arbeitsmarkt ?
Uni Alltag
Bald möchte ich mit Studium anfangen. Wie sieht eigentlich Alltag in klassischen Universitäten aus?
Alltag beim Direktstudium
Der Alltag an einer Uni besteht aus "Studieren" und "Studentenleben". Studentenleben ist das, was jeder selbst daraus macht. Er soll dabei aber nicht das Studieren vergessen. Womit wir also beim Studieren sind..
Das Studieren kann sehr unterschiedlich aussehen, je nach Art des Studienfaches (z.B. Natur- und Technikwissenschaften, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, Medizin, Kunst, ...). Ich kann es speziell für die Natur- und Technikwissenschaften sagen.
In der Vorlesungszeit (je 15 Wochen, zweimal im Jahr) gibt es Lehrveranstaltungen nach einem Wochenplan. Das sind z.B. Vorlesungen (einer redet und viele schreiben mit), Übungen (gemeinsames Lösen von Übungsaufgaben), Seminare (Vorträge und Diskussionen), Laborpraktika (zum experimentieren). Im Unterschied zur Schule dauern die Einheiten länger, typisch 90 Minuten.
Idealerweise soll man alles nochmal zu Hause üben, das heißt dann Selbststudium. Außerdem muss man häufig Hausarbeiten, Projekte usw. über längere Zeiträume hinweg machen, meist mit individuellen Themen. Die größte Arbeit ist zum Schluss die Abschlussarbeit.
In der vorlesungsfreien Zeit sind die mündlichen und schriftlichen Prüfungen. Da muss man sich natürlich gut darauf vorbereiten. Die restliche Zeit kann man dann Ferien machen.
Im Unterschied zur Schule wird viel mehr Selbstständigkeit und Initiative verlangt. Man soll sein Studium mehr oder weniger selbst organisieren, indem man z.B. unterschiedliche Fächer auswählen kann. Eigentlich ist das wichtigste Ergebnis des Studiums die Fähigkeit, auch später immer wieder was Neues zu lernen.
Ich habe selber "normal" studiert. Hausaufgaben fand ich immer sehr nervig und habe sie selten gemacht. Beim Fernstudium ist aber praktisch das gesamte Lernen "Hausaufgabe". Man braucht dafür sehr viel Selbstdisziplin, eine straffe Organisation, und einen störungsfreien Ort. Manche kommen damit gut zurecht, andere gar nicht.
Die wesentlichen Vorteile des Fernstudiums sind, dass man nicht woanders wohnen muss, und dass man gleichzeitig arbeiten, oder Kinder erziehen, oder ein Haus bauen kann, usw. Der wichtigste Vorteil eines Direktstudiums ist nach meiner Erfahrung der Kontakt zu anderen Studenten, denn in einer Gruppe lernt es sich viel leichter.
In Deutschland gibt es eine staatliche Universität, die sich auf das Fernstudium spezialisiert hat. Das ist die "FernUniversität Hagen". Diese hat die gleichen Qualitätsstandards wie die anderen staatlichen Unis, und die Abschlüsse haben den gleichen Wert. Es gibt auch die üblichen Möglichkeiten zum Wechseln an eine andere Uni.
Manche anderen staatlichen Unis haben sozusagen nebenbei auch Fernstudiengänge, und diese unterliegen ebenfalls den Qualitätsstandards. Allerdings kann es sein, dass die Organisation des Fernstudiums hier schlechter ist als beim "Spezialisten".
Bei Fachhochschulen (die sich heute gerne "University of Applied Sciences" nennen) und bei privaten Hochschulen hängt die Qualität und der Wert des Abschlusses vom Einzelfall ab. Das gilt gleichermaßen für das Direktstudium und das Fernstudium.
Ein Fernstudium läuft im Allgemeinen so ab, dass man den Lehrstoff und die Übungsaufgaben als Texte bekommt (heute meistens elektronisch) und zu Hause damit arbeitet. Feedback bekommt man dadurch, dass man seine Lösungen zur Uni schickt und/oder manchmal mit einem Tutor chattet. In unterschiedlichem Umfang werden auch computergestützte Lernverfahren verwendet und Vorlesungen als Videostream angeboten.
Von der FernUniversität Hagen weiß ich, dass sie in mehreren deutschen Städten Zweigstellen hat, wo man die Prüfungen schreiben kann und evtl. auch mal eine persönliche Betreuung bekommt. Es gibt aber auch "Präsenztage" am Hauptstandort, z.B. für die Einweisung zum Semesterbeginn.