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Die Frage, ab welchem Zeitpunkt man von Globalisierung sprechen kann, ist umstritten. Es gibt grundsätzlich drei Antworten darauf:
Globalisierung sei ein ganz neues Phänomen, das in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sei.
Globalisierung habe im 15. Jahrhundert mit der europäischen Expansion über die ganze Welt begonnen.
Globalisierung sei ein uralter Trend, dieser Integrationsprozess sei so alt wie die Menschheit.
Insbesondere Historiker kritisieren die Gegenwartszentriertheit der wissenschaftlichen und erst recht der öffentlichen Diskussion über Globalisierung. Diese trage zu einem falschen Bild des Phänomens bei und damit zu fragwürdigen Prognosen. Mit der Ergänzung durch die Perspektive der Historiker lasse sich ein viel genaueres Bild der Globalisierung und ihrer Ursachen zeichnen und damit auch plausiblere prognostische Schlüsse ziehen.
So will etwa der Wirtschaftshistoriker Knut Borchardt „das aktuelle Geschehen seiner prinzipiellen Einmaligkeit entkleide(n)“,[20] also der Frage nachgehen, was wirklich neu an dem ist, was heute Globalisierung genannt wird. Er schlägt ein Modell vor, das mehrere Globalisierungswellen vorsieht, also historische Phasen der Zunahme der internationalen Verflechtung, die immer gefolgt waren von Phasen der Verflechtungsabnahme. Die letzte Globalisierungswelle sieht er in der Zeit von den 1840er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg. In dieser Zeit seien die Handelsverflechtung, die kommunikationstechnische Verflechtung, der Kapitalverkehr und die Migration enorm angestiegen und haben relative Zahlen erreicht, die meist erst in den 1990er Jahren wieder erreicht wurden, im Bereich Migration bis heute nicht. Mit dem Ersten Weltkrieg hörte das Wachstum der Verflechtung auf, und mit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 nahm die Verflechtung wieder ab. Als Ursachen der Verflechtungszunahme sieht Borchardt
bedeutende technische Innovationen (Produktionstechnik, Verkehrstechnik, Kommunikationstechnik),
die seit Jahrhunderten vor sich gehende Expansion Europas, sie „erschloss“ riesige Gebiete mit ihren Lagerstätten und fruchtbaren Böden für die europäischen Zentren und schuf große Räume mit sehr unterschiedlichen Produktionskosten,
wichtige außenhandelspolitische Entscheidungen der Nationalstaaten: Seit den 1840er Jahren ist der Trend in Richtung Liberalisierung zu beobachten. Diesem folgte ab den Wirtschaftskrisen der 1870er Jahre ein Trend in Richtung gemäßigter Protektionismus; dieser war ein wichtiger Teil eines politischen Pakets sozialer Kompromisse, die eine Aufrechterhaltung der internationalen Verflechtung erlaubten; damit machten die Globalisierungsgewinner den Globalisierungsverlierern Zugeständnisse. Durch den gemäßigten Protektionismus wurde die Verflechtungszunahme nicht behindert, Borchardt stellt sogar die Hypothese auf, der gemäßigte Protektionismus habe die Globalisierung durch die Abfederung sozialer Härten und die Milderung sozialer Konflikte gefördert. Als empirischer Beleg dient ihm die Tatsache, dass mit dem gemäßigten Protektionismus die internationale Verflechtung weiterhin stark zunahm.
Diese wachsende Verflechtung war den Zeitgenossen durchaus bewusst, sie wurde intensiv öffentlich diskutiert. Schon zur Mitte des 19. Jahrhunderts beschrieb Friedrich Engels in einer 1847 veröffentlichten Schrift Phänomene, die heute mit wirtschaftlicher Globalisierung in Zusammenhang gebracht werden.
„Die große Industrie hat schon dadurch, daß sie den Weltmarkt geschaffen hat, alle Völker der Erde, und namentlich die zivilisierten, in eine solche Verbindung miteinander gebracht, daß jedes einzelne Volk davon abhängig ist, was bei einem andern geschieht.“
– Friedrich Engels: Grundsätze des Kommunismus 1847
Auch vor der Globalisierungswelle des 19. Jahrhunderts sind verschiedene Phasen der Zu- und Abnahme der Verflechtung zu beobachten, worauf die wirtschaftshistorische und generell historische Forschung seit mindestens den 1930er Jahren hinweist. Diskutiert werden z. B. die Verflechtung Europas im Mittelalter, die ganz Eurasien umfassenden Fernhandelsverbindungen in der Antike oder auch die Handelsverbindungen der Hochkulturen Ägyptens, Chinas, Mesopotamiens, und der Induskultur.

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Do., 06. November 2008 - 23:22

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