Wo liegt der Unterschied zwischen "könnte sein" und "hätte sein können"?
Zum Beispiel:
- Der Thunfischsalat hätte schärfer sein können.
- Der Thunfischsalat könnte schärfer sein.
Ich lerne Deutsch seit Jahren und ich habe C1 Zertifikat. Aber der Unterschied ist mir nicht klar. Ich vermute, dass viele Menschen die Deutsch lernen, haben das gleiche Problem.
Für eine gute Erklärung werde ich sehr dankbar sein.
Adriana
Hätte sein können, klingt…
Zeitform
Nummer 1 ist Vergangenheit, Nummer 2 ist Gegenwart.
Wenn ich nach dem Essen darüber berichte, ist nur Variante 1 möglich. Wenn der Salat gerade vor mir steht, ist auch Variante 2 möglich. Ich könnte es ja vielleicht ändern, indem ich zum Pfefferstreuer griffe. Aber Variante 1 ginge auch. Damit würde ich betonen, dass der Fehler in der Vergangenheit liegt und dass der bemängelte Zustand endgültig ist.
Wahrscheinlich bevorzugen viele Menschen im Konjunktiv immer die indirektere und kompliziertere Variante, weil die Unbestimmtheit der Aussage dadurch noch deutlicher sichtbar wird.
hätte, wäre, würde, könnte, ...
Die Beispiele aus dem Originalbeitrag zeigen übrigens, wie man in manchen Situationen etwas Anderes sagt, als man eigentlich meint. In Wahrheit wird nämlich ausgedrückt, dass der Salat zu fade ist, dass er schärfer sein sollte, dass er schlecht gewürzt ist. Der Tadel ist aber dezent verpackt, denn die Formulierung enthält (sprachlich gesehen) keine negative Wertung.
Der Konjunktiv drückt gar nicht aus, dass der zwar mögliche, aber nicht realisierte Fall tatsächlich besser, erstrebenswerter oder befriedigender gewesen wäre. Eigentlich ist diese Formulierung neutral und ohne Wertung. Die Wertung kommt hier aus dem Kontext, sie steckt gewissermaßen "zwischen den Zeilen".
Es geht übrigens auch anders herum: Jemand sagt: "Dieser Sturm war wirklich übel." Er bekommt zur Antwort: "Es hätte ein Orkan sein können." Gemeint ist: "Sei froh, dass es nur ein Sturm war."