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Zweites Brexit Referendum

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am

Wird ein zweites Brexit Referendum stattfinden?

Ich denke, JA.

Und Großbritannien wird weiterhin in EU bleiben.

Was denkt ihr?

Ein neues Referendum wäre nur die Nebensache. Die Hauptfrage lautet vielmehr, ob ein Regierungswechsel denkbar ist und wer dann eigentlich an die Macht käme. Die aktuelle Regierung würde komplett als Vollidiot dastehen, wenn sie jetzt vom Brexit zurücktreten würde.

Das Maximum, das Frau May in den Verhandlungen mit der EU überhaupt erreichen kann, wird trotzdem zu wenig sein, um von ihrer eigenen Partei eine Mehrheit dafür zu bekommen. Entweder wird es eine inkonsequente Mischung aus Minimalvereinbarung, Zeitaufschub und ein paar Alibi-Regelungen geben, oder tatsächlich einen "harten Brexit" ohne Vertrag.

 

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Mi., 24. Oktober 2018 - 15:15

Ich vergleiche den Brexit mit einer Ehescheidung:

Der Ehemann möchte sich nicht mehr an die Regeln der Ehe halten. Er will nicht mehr für gemeinsame Dinge zahlen, und er will auch mal mit anderen Frauen rummachen. Also sagt er zur Ehefrau, dass er die Scheidung will. Die Ehefrau sieht jetzt auch keinen Sinn mehr in der Ehe, und der Scheidungstermin wird angesetzt.

Nun sagt der Noch-Ehemann: "Du sollst auch in Zukunft, wenn wir geschieden sind, für uns beide kochen. Einmal am Tag. Wir werden dann zusammen essen."

Die Noch-Ehefrau antwortet: "Nein."

Nun macht der Noch-Ehemann Kompromissvorschläge: Sie soll nur an jedem zweiten Tag kochen, oder nur am Wochenende. Und er wird beim Einkaufen helfen.

Sie bleibt bei "Nein", aber er könne gern das große Kochbuch mitnehmen. Der Noch-Ehemann kritisiert nun, dass die Noch-Ehefrau überhaupt nicht kompromissbereit sei.

An diesem Punkt sind momentan die Brexit-Verhandlungen.

 

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Sa., 27. Oktober 2018 - 20:14

Viele Engländer träumen immer noch von oldtimer Großbritannien (Great Britain), während sie in UK (noch "United" Kingdom) leben und nach Brexit vermutlich nur England/Little Britain/Kleinbritannien bis Minibritannien übrig haben werden. Schotten und Nordiren träumen eher von Great-Europe als GB. 

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Mo., 29. Oktober 2018 - 18:33

In Nordirland besteht die Gefahr, dass sich die Unionisten und die Nationalisten gegenseitig die Schädel einschlagen. Das gilt für den "harten Brexit" sowie auch für einen Austrittsvertrag ohne funktionierenden "Backstop".

 

Die Vorgeschichte beginnt im 17. Jahrhundert mit der Besiedlung einzelner irischer Gebiete durch Engländer und Schotten. Die Hauptgeschichte beginnt 1921 mit der Teilung Irlands, als deren Folge es heute die Republik Irland und das zum UK gehörende Nordirland gibt.

Die Bevölkerung in Nordirland ist uneinig: Ein Teil der Menschen will zu Großbritannien gehören, ein anderer Teil zu Irland. Dieser Konflikt führte im 20. Jahrhundert häufig zu tödlicher Gewalt. Er ist sehr hartnäckig, da er auch eine religiöse Komponente enthält.

Im Laufe der 1990er Jahre wurde der Konflikt entschärft und die Gewalt weitgehend beendet. Wichtigste Grundlage dazu war die EU-Mitgliedschaft beider Staaten. Die Grenze auf der irischen Insel war allmählich bedeutungslos und praktisch unsichtbar geworden, so dass die Menschen die Teilung nicht mehr als solche erlebten.

Der Brexit erzeugt allerdings an genau dieser Stelle eine EU-Außengrenze. Im Brexit-Referendum haben 55,8% der teilnehmenden Nordiren für den Verbleib gestimmt, bei einer Beteiligung von nur 62.7%.

 

Das Referendum hatte der damalige Premierminister Cameron durchgeführt, um die EU-Gegner in seiner eigenen Partei zu bekämpfen. Mit diesem Ergebnis hatte er nicht gerechnet, und er trat sofort zurück.

Die Argumente der Brexit-Befürworter kamen von den Regeln und Pflichten der EU-Mitgliedschaft, die viele Briten als lästig und falsch empfinden. Im Vordergrund standen, unter anderem:

  • Hohe Geldzahlungen an die EU, während manche anderen EU-Länder Geld von der EU erhalten.
  • Freie Wohnsitzwahl von Arbeitnehmern, wodurch viele EU-Ausländer im UK arbeiten wollen (und dürfen).
  • Starke Kontrolle der Wirtschafts- und Finanzpolitik (und vollständige Kontrolle der Zollpolitik) durch die EU.
  • Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerbern auf Grund von EU-Beschlüssen.

Vor dem Referendum haben einige Brexit-Befürworter den Ablauf und die Auswirkungen des Brexit unrealistisch positiv dargestellt und in einzelnen Fällen sogar falsche Zahlen verwendet. Übrigens war die Mehrheit im Referendum sehr knapp (51,9%), gerade in Bezug zu der recht geringen Beteiligung (72,2%).

 

Die Intention des Brexit ist eigentlich ganz plausibel (unabhängig davon wie man die Sache bewertet):

⇒ Die lästigen Regeln der EU loswerden, aber ein paar von den Vorteilen retten.

Dass die EU das nicht will, ist natürlich klar. Aber das UK hat ein paar Druckmittel und Lockmittel, z.B.:

  • Situation an der irischen Grenze. Eine Verschlechterung würde der Republik Irland (weiterhin EU-Mitglied) schaden.
  • Offene britische Zahlungsverpflichtungen: Bei einem Brexit ohne Vertrag blieben sie (wahrscheinlich) offen, und das Geld würde der EU sehr fehlen.
  • Einbindung der UK-Industrie in EU-Lieferketten: Bei Erschwerung des freien Warenverkehrs würden viele Produktionsabläufe gestört (z.B. bei Autos und Flugzeugen).

Siehe da, die EU könnte einige massive Nachteile vermeiden, wenn sie dem UK ein paar Wünsche erfüllen würde. Aber es gibt da ein Riesenproblem: Wenn das UK damit erfolgreich wäre, würden es andere auch versuchen, und die EU könnte zerfallen. Dieses Risiko wiegt so schwer, dass die EU-Vertreter lieber die anderen Nachteile in Kauf nehmen (jedenfalls bisher).

 

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Mo., 29. Oktober 2018 - 22:41

Gast schrieb:
> ... Die Intention des Brexit ist eigentlich ganz plausibel ...:
> Die lästigen Regeln der EU loswerden, aber ein paar von den Vorteilen retten.

Nach dem was ich bisher über den Vertrag höre (zum Durchlesen zuviel), hat das UK dieses Ziel beim Handel mit materiellen Gütern ganz gut erreicht. Es kann weiterhin frei auf den Binnenmarkt zugreifen, muss aber nur noch einen Teil der Regeln einhalten. Vor allem muss es keine EU-Ausländer mehr in seinen Arbeitsmarkt lassen, und es darf eigene Handelsabkommen mit Drittstaaten abschließen. Übrigens muss es auch nichts mehr in den EU-Haushalt einzahlen, im Gegenteil zu einigen anderen Nicht-Mitgliedern mit Binnenmarktzugriff (wie Norwegen und die Schweiz).

An die gegenwärtigen EU-Regeln zu Arbeitnehmerrechten, Umweltschutz, Produktsicherheit und (teilweise) Subventionen muss sich das UK allerdings weiterhin halten. Bei künftigen Veränderungen dieser Regeln müsste es zwar nicht folgen, aber die EU könnte dann den Binnenmarktzugriff einschränken (durch Zölle auf britische Waren). Bei Streitigkeiten wäre nicht der europäische Gerichtshof zuständig, sondern eine Art Schlichtungsgruppe.

Welche neuen Möglichkeiten bedeutet das für das UK? Es kann Waren aus Drittstaaten billiger einkaufen, weil es nicht mehr an die Einfuhrzölle der EU gebunden ist (die dem Schutz der EU-Industrie dienen). Seine Importe aus der EU werden sich also verringern. Gleichzeitig steht der EU-Binnenmarkt weiterhin uneingeschränkt als Absatzmarkt zur Verfügung. Das gilt freilich nur für Waren, die (überwiegend) im UK produziert wurden und nicht in Drittstaaten, woraus einiger bürokratischer Aufwand resultiert.

Für den Bereich der Dienstleistungen wurde allerdings noch nichts Endgültiges vereinbart. Und dieser Bereich ist für das UK enorm wichtig, denn er repräsentiert zur Zeit etwa 80 % seiner Wirtschaftsleistung. Vor allem geht es hier um Finanzdienstleistungen, die zum Teil auch direkt den Euro betreffen. Hier soll noch weiter verhandelt werden, und Verschlechterungen für das UK sind möglich.

Für Nordirland wurde bereits Anfang 2020 ein Sonderstatus vereinbart, durch den dieses wirtschaftlich näher an der EU bleibt und deshalb keine harte Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland nötig ist. Das soll dort den Frieden sichern. Allerdings liegt damit die EU-Außengrenze gewissermaßen im Inneren des UK (nämlich zwischen Nordirland und britischer Insel), und Boris Johnson hatte im Laufe des Jahres 2020 schon mal versucht, diese Situation in Frage zu stellen. Die EU wird also Druckmittel bereithalten müssen, damit das UK hier wirklich die Regeln einhält.

Ach ja, und die Fischereirechte? Diese sind nur ein winzig kleiner Teil des gesamten Wirtschaftsvolumens, um das es hier geht (etwa 0,1 %). Ihre Bedeutung wurde von beiden Seiten in der letzten Phase grotesk übertrieben. Hier hat sich die EU stärker durchgsetzt, was aber eine eher symbolische Bedeutung hat.

 

In Europa gibt es nur zwei Typen von Staaten: kleine Staaten und kleine Staaten, die noch nicht verstanden haben, dass sie klein sind.

Paul-Henri Spaak (1899-1972), belgischer und internationaler Politiker.

 

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am So., 25. November 2018 - 19:48

Das Vereinigte Königreich ist wegen der Brexit-Frage tief gespalten und vielleicht auch schon destabilisiert. Wenn es in der EU bliebe, würde das nicht behoben. Es bestünde die Gefahr, dass sich dieses Spaltungsdenken in der EU ausbreitet.

Die Auseinandersetzung mit dem scheidenden Mitglied bietet dagegen für die übrigen EU-Mitglieder die Chance (natürlich nur als Möglichkeit), ihre gemeinsamen Interessen besser zu bestimmen und den Zusammenhalt ein wenig zu verbessern.

 

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Mi., 09. Januar 2019 - 11:03

Die britische Regierung will ihn nicht, auch im britischen Parlament sieht man trotz allen Durcheinanders eine Mehrheit dagegen. Auf der anderen Seite will ihn die EU auch nicht.

Aber: Beide Seiten benutzen ihn als Drohung gegen die andere Seite, um ihre Vorstellung vom Austrittsvertrag durchzusetzen.

Das heißt: Wenn beide Seiten bis zum Schluss die Nerven behalten, wird der harte Brexit wahrscheinlich kommen.

Krass.

 

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Mo., 18. Februar 2019 - 19:17

 

  • Als Abschiedsgeschenk will ich ein Einhorn!
  • Es gibt keine Einhörner. Du kannst ein Pony haben.
  • Ich votiere gegen dein Pony!
  • Wir haben doch ausführlich darüber geredet: Ein Pony oder nichts.
  • Ich votiere gegen dein Pony!
  • Gut, dann bekommst du nichts.
  • Ich votiere gegen dein Nichts!
  • Du kapierst es echt nicht.
  • Ich will mehr Zeit zum Nachdenken!
  • Denkst du über das Pony nach oder über das Nichts?
  • Ich will ein Einhorn!

 

(Quelle unbekannt, kursiert in mehreren Versionen im Internet).

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Di., 09. April 2019 - 16:26

Die Pleite von Thomas Cook ist ein Zeichen, welche Wirtschaftskatastrophen auf Briten zurollen werden. Hoffentlich sind sie schlau genug um eigene Regierung dazu zwingen, damit ein zweites Referendum stattfindet, bevor es zu spät wird.
 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Di., 24. September 2019 - 14:35

Der wirtschaftliche Erfolg einer Wirtschaftseinheit hängt nicht nur von der Leistungsfähigkeit und den natürlichen Ressourcen ab, sondern auch sehr stark von der Größe (genauer gesagt vom wirtschaftlichen Volumen).

Frage: Wem nützt eine große EU?
Antwort: Den Mitgliedern der EU.

Frage: Wem nützt eine Verkleinerung der EU?
Antwort: Den anderen großen Wirtschaftseinheiten. USA, China, Russland, ...

Frage: Kann Großbritannien vom Brexit profitieren?
Antwort: Alleine nicht. Nur durch Anschluss an eine der größeren Einheiten.

Frage: Warum gibt es massive Propaganda gegen die EU?
Antwort: Siehe zweite Frage.

 

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Mi., 16. Oktober 2019 - 13:51

Meine Frage stelle ich mal direkt: Sind die Briten tatsächlich so dumm, dass sie nicht verstehen können, wie Brexit GB und EU schaden wird?

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Mi., 16. Oktober 2019 - 16:41

Und es sind auch gar nicht "die Briten". Im Referendum haben 37,5 % der britischen Wahlberechtigten für den Brexit gestimmt und 34,7 % dagegen. Die restlichen 27,8 % haben nicht abgestimmt, was diese denken wissen wir nicht.

Natürlich hat die EU auch Nachteile. Aber in den meisten Mitgliedsländern ist die Meinung vorherrschend, dass die Vorteile überwiegen. Das hat auch mit dem Verhalten der Regierungen zu tun: Die unterschiedlichen deutschen Regierungen haben z.B. gegenüber der eigenen Bevölkerung stets die Vorteile der EU betont. Die britischen Regierungen (auch die EU-freundlichen) haben bei Problemen dagegen gerne gesagt, die EU sei schuld.

Der Beitritt des Vereinigten Königreichs zur EU war übrigens kompliziert. Frankreich war am Anfang sehr dagegen. Später hat die EU allerdings die Briten intensiv gedrängt, und als sie nicht so richtig wollten erhielten sie noch einen fetten Beitragsrabatt. Sie sind aber immer Außenseiter geblieben und beteiligen sich weder am Schengener Abkommen noch am Euro.

Die Wirtschaft Großbritanniens hat sich seitdem ungünstig entwickelt. Es gibt bei Industrieprodukten einen ungesund hohen Importüberschuss, d.h. es wird zu wenig produziert. Ich denke aber, dass das nicht an der EU liegt, sondern an der britischen Wirtschaftspolitik der Vergangenheit. Jedenfalls fehlen dadurch die Vorteile, die typische Exportländer wie Deutschland durch die EU haben.

Großbritannien hat traditionell eine starke Bindung an die USA, die auch in der Mentalität der Menschen verankert ist. Die wachsende wirtschaftliche Konfrontation zwischen EU und USA hat deshalb sicherlich bei vielen Briten Unbehagen erzeugt. Die Tendenz einiger EU-Staaten, die EU auch zu einem politischen Bündnis zu machen (gerade auch bei der Sicherheitspolitik), hat dieses Unbehagen auf jeden Fall verstärkt.

Daraus folgt die Auffassung, in der (wirtschaftlichen und politischen) Nähe der USA besser aufgehoben zu sein als in der Nähe der EU. Das zu erwartende Handelsabkommen mit den USA ist jetzt ein zentraler Punkt in den Hoffnungen, die die Briten für die künftige Entwicklung haben. Was da wirklich drinstehen wird, ist angesichts der Unberechenbarkeit der Trump-Regierung aber vollkommen Überraschung.

Ein ganz zentraler Punkt ist eine zunehmende Propaganda gegen die EU, die auf Nationalismus und Neid aufbaut. Es gibt diese in allen EU-Ländern, z.B. auch deutlich sichtbar in Deutschland. Angebliche einfache Lösungen für schwierige Fragen erreichen halt viele Menschen. Eine Steuerung oder zumindest Förderung aus dem Ausland (z.B. USA, Russland, China) ist zwar nicht wirklich sichtbar, ich halte sie aber für wahrscheinlich.

Auf der anderen Seite sind die britischen Wähler vor dem Referendum auch über die Vorteile der EU und die Nachteile des Austritts informiert worden. Z.B. hat die damalige Cameron-Regierung diese Broschüre an alle Haushalte geschickt. Zur gleichen Zeit fuhr Boris Johnson übrigens mit dieser Parole durch die Gegend, in der die EU-Beiträge Großbritanniens viel zu hoch angegeben sind. (Zur Erklärung: NHS steht für das Nationale Gesundheitssystem).

 

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Do., 17. Oktober 2019 - 20:46

Antwort auf von Gast (nicht überprüft)

Gast schrieb:
> ... Im Referendum haben 37,5 % der britischen Wahlberechtigten für den Brexit gestimmt und 34,7 % dagegen. Die restlichen 27,8 % haben nicht abgestimmt, ...

 

Die Unterhauswahlen am 12.12.2019 haben dazu neue Zahlen geliefert:

  • Die Stimmen für Tories, Brexit Party und DUP sind faktisch Stimmen für einen schnellen Brexit. Das sind zusammen 31,2 % der Wahlberechtigten (46,4 % der abgegebenen Stimmen).
  • Für eine Partei, die ein zweites Referendum (oder einen Verbleib) anstrebt (Labour, Liberal Party, SNP, Green Party, Plaid Cymru und Sinn Féin) stimmten zusammen 34,7 % der Wahlberechtigten (51,5 % der abgegebenen Stimmen). Allerdings sind das nicht automatisch alles Stimmen gegen den Brexit! Speziell die Labour Party, die hier dominiert, hatte zur Brexit-Frage keine klare Position.
  • Nicht abgestimmt haben diesmal 32,7 % der Wahlberechtigten.


Bemerkungen:

  • Wegen des britischen Mehrheitswahlrechts entspricht die Sitzverteilung im Unterhaus nicht diesen Prozentzahlen. Vielmehr haben die Tories (Boris Johnson) jetzt eine absolute Mehrheit.
  • Die fehlenden 1,4 % der Wahlberechtigten (2,1 % der abgegebenen Stimmen) sind "Sonstige".

 

Als Fazit sehe ich es so, dass sich die Stimmung nicht grundlegend geändert hat. Allerdings sind die Probleme und Nachteile des Brexit inzwischen deutlicher sichtbar, das scheint die Meinungen nicht sehr beeinflusst zu haben. Ein Kommentator schrieb neulich, der Brexit liefere vielen Briten ein Gefühl von nationaler Identität, wofür sie auch wirtschaftliche Nachteile in Kauf nähmen.

 

Ich habe gerade ein Interview mit einem britischen Ökonomen gelesen, der über einige Gründe spekulierte. Demnach seien die meisten dieser Gründe nicht wirklich durch die EU verursacht.

 

1. Gesellschaftlicher Wandel

Hier geht es um die Liberalisierung der Gesellschaft, die viele konservativ eingestellte Menschen ablehnen oder die ihnen zumindest zu schnell geht. Ein Aspekt dieser Liberalisierung ist die Internationalisierung des öffentlichen Lebens. Deshalb empfinden diese Menschen die Veränderungen als Folge eines negativen Einflusses aus dem Ausland. In Wahrheit ist es aber ein Konflikt zwischen Stadt und Land, zwischen Jung und Alt, zwischen höherer und geringerer Bildung.

Ich meine, dass die Erfolge rechtspopulistischer Bewegungen in zahlreichen Ländern (auch Deutschland) durch ähnliche Mechanismen gefördert werden.

 

2. Arbeitsplatzverlust im produzierenden Gewerbe

In einigen Regionen Großbritanniens ist die Industrieproduktion nach dem EU-Beitritt spürbar zurückgegangen. Das liegt an der britischen Wirtschaftspolitik, die seitdem Dienstleistungen (vor allem Finanzdienstleistungen) stark in den Vordergrund gerückt und die materielle Produktion vernachlässigt hat. Den Grundstein dieser Wirtschaftspolitik legte Margeret Thatcher, die auch den EU-Beitritt aushandelte.

Die EU ist aber nicht der Grund für diese Entwicklung. Im Gegenteil hat die EU-Mitgliedschaft eine bessere Einbindung Großbritanniens in internationalisierte Produktionsprozesse ermöglicht, z.B. im Flugzeugbau.

 

3. Einwanderung in den Arbeitsmarkt

Die Einwanderung von EU-Bürgern empfinden offenbar viele Briten als Bedrohung ihrer Arbeitsplätze. Dieser Punkt ist also direkt mit der EU verbunden. Der genannte Ökonom meint aber, dass diese Einwanderung der Wirtschaft genützt und dadurch Arbeitsplätze geschaffen habe.

 

4. Versäumnisse bei der "Remain"-Kampagne

Die Kampagne der Cameron-Regierung zum Verbleib in der EU hat sich laut dieser Quelle einseitig auf wirtschaftliche Aspekte konzentriert und dabei mit abstrakten Wirtschaftszahlen operiert, zu denen viele Menschen keine Beziehung hatten. Die positiven Aspekte der Einwanderung seien nicht erwähnt worden, wodurch das Thema der Einwanderung komplett der "Leave"-Kampagne des politischen Gegners überlassen wurde.

 

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am So., 23. Februar 2020 - 13:51

Antwort auf von Gast (nicht überprüft)

Bei den Unterhauswahlen am 12.12.2019 wählte eine knappe Mehrheit der teilnehmenden Wähler (51,5 %) eine Partei, die ein zweites Referendum versprochen hatte (und/oder den Brexit verhindern wollte). Dazu zähle ich: Labour Party, Liberal Democrats, SNP, Green Party, Plaid Cymru und Sinn Féin.

Aber: Wegen des britischen Wahlsystems sind diese Parteien im neuen Parlament deutlich in der Minderheit (nur etwa 42 % der Sitze), während die Konservative Partei von Boris Johnson eine absolute Mehrheit von etwa 56 % der Sitze erreichte. Boris Johnson will einen schnellen Brexit ohne Referendum.

 

Zusammengefasst sieht man eine "Umkehrung der Mehrheit":

  • für einen Brexit ohne Referendum:
    Conservative Party ('Tories'), Brexit Party, Democratic Unionist Party (DUP)
    46,4 % der abgegebenen Stimmen
    57,2 % der Sitze im Parlament
  • für ein zweites Referendum und/oder gegen den Brexit:
    Labour Party, Liberal Democrats, SNP, Green Party, Plaid Cymru, Sinn Féin
    51,5 % der abgegebenen Stimmen
    42,2 % der Sitze im Parlament (*)
  • nicht enthalten: "sonstige" Parteien mit unbekannten Positionen

Also irgendwie hat die Demokratie bei den Briten ein paar Konstruktionsfehler.

 

(*) Bemerkung:
Die Abgeordneten von Sinn Féin nehmen traditionell ihre Mandate nicht wahr, wodurch diese Zahl auf etwa 41 % sinkt.

 

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Fr., 13. Dezember 2019 - 14:27

Also um es mal deutlich zu sagen:

Gegen Johnsons Brexit-Politik und für ein zweites Referendum (allerdings nicht wirklich gegen einen Brexit) haben sich insgesamt mehr Wähler entschieden als für Johnson's Linie. Trotzdem hat Johnson's Partei im Parlament eine deutliche Mehrheit bekommen, und er kann seine Politik jetzt ungehindert durchführen.

Das liegt daran, dass es hier keine Verhältniswahl gibt. Die Zusammensetzung des Parlaments hängt nicht von den Prozentzahlen der Stimmen ab. Es geht nur darum, wer in den Wahlkreisen gewonnen hat. Die Stimmen, die in jedem Wahlkreis für die jeweils unterlegenen Parteien abgegeben werden, haben keinen Einfluss auf die Sitzverteilung.

 

Ein Bild von Zukunft scheint mir manchmal so ungefähr:

  • Brexit
  • Unabhängigkeitserklärung von Schottland und Nordirland
  • Chaos in England und Europa
  • Ausrüstungswettbewerb
  • Nationalismus gegen Wertegemeinschaft
  • Ende von EU
  • Ende der Wertegemeinschaft und Vertrauen zwischen EU-Ländern
  • Anfang bewaffneter Konflikte in Europa
  • Starke Einmischung von Nicht-EU Ländern
  • Steigender Terrorismus
  • Der Dritte Weltkrieg

 

Möglicherweise bin ich zu pessimistisch. In diesem Fall hoffe ich sehr sogar, das ich die Umstände zu pessimistisch betrachtet habe. 

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Fr., 13. Dezember 2019 - 15:40

Briten wird es bald klar, was Brexit wirklich bedeutet.

Schottland und Nordirland werden enormen Druck ausüben. Selbst wenn Johnson und seine Partei die Conservative and Unionist Party dagegen ist, wird bald ein Referendum stattfinden müssen. 

England Schottland Brexit

 

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am Fr., 20. Dezember 2019 - 14:12

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